St.-Sebastian-Kirche in Bahnbrücken

Die evangelische St.-Sebastians-Kirche Bahnbrücken ist äußerlich ein schlichtes einschiffiges Gotteshaus mit geradem Chorabschluss. Vermutlich wurde die Kirche im 15. Jh. als kleine Kapelle der in der Gegend begüterten Freiherren von Reihen und Strahlenberg von Schriesheim erbaut und mit sog. Secco-Wandmalereien versehen, welche wohl im Zeitalter der Reformation übertüncht wurden.

Im 18. Jahrhundert wurde die Kapelle erweitert und auf der Westseite ein Türmchen aufgesetzt. 1911 wurden die Wandmalereien wiederentdeckt und freigelegt. Die Malereien bedecken die Chor- und Südwand und zeigen biblische Gestalten, Heilige, Bischöfe und das Märtyrium Sebastians, von dem die Kirche ihren Namen hat, sowie ein wandhohes Bild der Mantelschaft Marias.

1929 wurde das Türmchen an der Westseite abgebrochen, die Kirche nach Westen und nach Norden erweitert und an der Ostseite ein neuer Turm angebaut, in welchem im Erdgeschoss eine Sakristei eingerichtet wurde. Gleichzeitig wurde die Orgelempore an der Ostseite entfernt und die Orgel in den nördlichen Anbau eingebaut.

Ende der 60er Jahre erhielt die Kirche einen neuen Außenverputz, 1976 wurde die Heizung erneuert, 1978 die Sakristei im Turm saniert. 1983/84 wurde die Kirche innen renoviert. Dabei wurden die Wandmalereien fachgerecht restauriert bzw. aufgefrischt. 1986? erhielt die Kirche schließlich eine neue Orgel, nachdem die bisherige Orgel durch die Innenrenovierung stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Anfang der 90er Jahre wurde das Dach neu eingedeckt, dabei wurde auch der Turmhahn erneuert. Schließlich erhielt die Kirche einen neuen Außenputz, so dass das Gotteshaus heute in neuem Glanz erstrahlt.

Beschreibung der St.-Sebastians-Kirche nach "Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Baden-Württemberg I - Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe; Bearbeitet von Dagmar Zimdars u.a.; Neubearbeitung 1993":

"Bahnbrücken, Stadt Kraichtal, Lkr. Karlsruhe
Ev. Pfarrkirche (St. Sebastian)
Schlichter, flachgedeckter Saalbau des 15. Jh. mit geradem Chorschluss; im 18. Jh. und wiederum 1929 durch Hermann Alker um eine Fensterachse nach Westen erweitert. - Wanmalereizyklus aus der Mitte des 15. Jh. an der Ost- und Südwand, 1911 aufgedeckt. Die stark verblichenen Darstellungen vielfach nur mehr in den Umrisslinien erhalten, durch die letzte Restaurierungsmaßnahme einfühlsam optisch aufgewertet. Dem Zyklus scheint kein durchgängiges ikonographisches Programm zugrunde gelegen zu haben, vielmehr setzt er sich aus mehrern Einzelstiftungen zusammen. Bemerkenswert die ihre Brust zeigende monumentale Schutzmantelmadonna an der Südwand; über ihr in den Wolken Gottvater, dessen drohend erhobenes Richtschwert von Christus aufgehalten wird."

 

Kirche vor 1929
Kirche nach 1929
Kirchturm vor 1929
Kirchturm 2016
Kirche innen in den 50-er Jahren
Kirche innen 2015
Secco-Wandmalereien
Secco-Wandmalereien
Kirche heute

Die Glocken der St.-Sebastians-Kirche

Die ersten Glocken erhielt die Kirche nach dem Aufsetzen des Türmchens an der Westseite im 18. Jahrhundert. Näheres hierzu ist nicht bekannt. 1824 wurde die älteste heute noch erhaltene Glocke der Bahnbrücker Kirche gegossen. 1916 mussten 2 Glocken für Kriegszwecke abgegeben werden. Die Weihe der neuen Glocken erfolgte 1921. Im 2. Weltkrieg wurden wieder 2 Glocken eingezogen. Bereits 1949 konnten jedoch erneut 2 neue Glocken, die Betglocke und die Totenglocke, eingeweiht werden.

Die Betglocke hat einen Durchmesser von 79 cm und wiegt 280 kg. Die Inschriften lauten:
"Haltet an am Gebet", "Den Gefallenen und Vermißten", "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit", "Betglocke"; Gebr. Rinker Sinn 1949
Die Totenglocke hat einen Durchmesser von 59 cm dffdund wiegt 120 kg. Die Inschriften lauten:
"Christus spricht ich lebe und ihr sollt auch leben", "Totentglocke"; Gebr. Rinker Sinn 1949.
Zur Beschreibung der alten Glocke von 1824 vgl. unten stehenden Eintrag aus dem Deutschen Glockenatlas. Die drei Glocken erklingen in den Tönen H, D und F.
Beschreibung der ältesten Glocke in der St.-Sebastians-Kirche nach Deutscher Glockenatlas Baden, München/Berlin, 1985:

"Bez. Ignatz Reinburg, Rastatt, 1824, Durchmesser 63,5 cm, H. 51,5 cm.
Leicht ansteigende Kronenplatte auf hoher nach unten abgesetzter Hohlkehle. Haube steil abfallend mit Wölbung zur Schulter. Schulter: Fries aus zweischichtigen stehenden Akanthuspalmetten, darunter zwischen Stegen die Inschrift: GEGOSSEN VON IGNATZ REINBURG IN RASTATT FÜR DIE GEMEIN BAHNBRÜCKEN IM IAHR 1824. Darunter leeres Band, begrenzt nach unten durch einen Steg, darunter breites Friesband aus stehenden und hängenden Palmetten im Bandelwerk (Model Strobel, Speyer, doch ohne herabhängende Blüten). Schlagring Steg zwischen beiderseits abgesetzten Hohlkehlen, Schlag leeres Band zwischen Stegen. Kronenbügel im Querschnitt rechteckig, geschwungene Form, am Sockel zwei waagrechte Steifen."

Totenglocke und Betglocke
Glockenweihe 1949